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Leben im Schrank

Pfarrerin Patrizia Pascalis

Wie lange sollen wir noch unser Leben in den Schrank sperren und warten? Ab und zu mal raustreten und gucken, ob sich was verändert hat, mehr nicht?

Um uns herum so manche Existenz in Trümmern –  und ich würde einfach nur gerne endlich mal wieder schön was essen gehen.

Neben dem Schrank sitzt ein Löwe. Sieht gar nicht so bedrohlich aus. Obwohl: grimmig wirkt er schon, so auf den ersten Blick. Weil er sieht, dass da draußen fast kein Leben mehr ist? Weil er sieht, was uns allen das Leben schwer macht, uns zu ersticken droht? Bewacht er den Schrank?

Der Löwe von Juda – in der Offenbarung des Johannes wird Jesus Christus so genannt:

„Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda,

die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.“ (Offenbarung 5,5)

Oh ja, das ist mir allerdings ein Buch mit sieben Siegeln, wenn wir gerade da, wo wir miteinander leben und lieben, der größten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.

Feiern wir jetzt Konfirmation und Geburtstag oder nicht? Und wenn ja, wie denn bloß, wenn nur eine Person kommen darf?

Der Löwe von Juda öffnet sein Buch und fängt an zu erzählen: Weißt Du noch, wie Josef von seinen Brüdern fast ermordet und dann verkauft wurde? (1. Buch Mose 37,12-36) Sein Leben war zu ende, tot sollte er sein – und doch hat er Karriere gemacht und konnte sogar später seine Familie vorm Verhungern retten: Ihr hattet Böses für mich geplant. Aber Gott hat es zum Guten gewendet. Er wollte tun, was heute Wirklichkeit wird: ein großes Volk am Leben erhalten. (1.Buch Mose 50,20)

Und erinnerst Du Dich an Moses? Der Pharao ließ alle Kinder töten.

In einem Korb wurde er auf dem Fluss im Schilf versteckt. Eigentlich sollte er tot sein. (2. Mose 2) Und dann hat ihn ausgerechnet die Tochter des Pharao gefunden – und er überlebte nicht nur, er konnte sogar mit Gottes Hilfe seine Leute in die Freiheit führen.

Tot und begraben – und siehe, er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden – gerade mal 3 Wochen ist es her, dass wir das gefeiert haben.

Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. (Offenbarung 1,18)

Entspannt und gemütlich sitzt der Löwe da so neben dem Schrank: Er weiß, dass Du das Leben nicht wegsperren kannst. Auch im Schrank ist Leben eben trotzdem echtes Leben, jetzt, nicht irgendwann einmal. Mag sein, dass du im Dunkeln vieles siehst, das dir Angst macht. Wenn es wirklich da ist, kann es Dir von Nutzen sein! Lass Dich nicht überwältigen von schlimmen Gedanken, Sorgen und Fantasiegespinsten. Suche und taste nach dem, was Leben bringt, für Dich und für viele. Denn das fällt mir in all den Geschichten von denen auf, die überlebt haben,

dass sie nicht nur für sich selbst lebendig waren, sondern für viele andere zum Segen geworden sind.

Leben ist ansteckend, genauso wie lachen. Ein 18. Geburtstag auf Snapchat ist auch eine Chance, das Leben zu feiern, obwohl du gerade im Schrank sitzt.

Natürlich ist das nicht dasselbe wie eine große Party. Aber jetzt ist nun mal das Leben, und jetzt finden wir auch Ideen und kreative Wege, es trotz allem und gerade deshalb zu feiern.

Ich war gestern mit meinem Mann unterwegs, etwas Unaufschiebbares zu erledigen. Und siehe, da war ein Schnellrestaurant. Und auf einmal hatten wir Servietten im Auto, ein Blümchen auf dem Armaturenbrett und herrliche Musik.

So schön waren wir schon lange nicht mehr aus zum Essen. Und wer lacht und sich wieder lebendig fühlt, der kann auch andere damit anstecken.

Also schaut Euch um in Eurem Schrank, sucht und tastet, holt Euer Feiertagsgeschirr heraus, auch mitten in der Woche, und genießt, was Küche und Keller zu bieten haben. Jetzt ist die Zeit, jetzt sind wir lebendig und damit stecken wir jetzt alle an! Gerne auch per WhatsApp und per Telefon. 

Gott hat’s versprochen:  Ich will Dich segnen und du sollst ein Segen sein! (1. Mose 12,2)

Amen

Und wieder ein Fundstück aus der web-weiten Ökumene: Meine Zeit steht in deinen Händen 111eg+ … Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden…¯

https://www.youtube.com/watch?v=gNEtmHtGlGE

Herzlichst,

Patrizia Pascalis

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